Zwei Formen der Angst

Die zwei Formen der Angst

Kaum jemand mag die Angst, dennoch kennt sie jeder und wird hin und wieder von ihr besucht. Menschen haben Angst vor dem Tod, vor Ausgrenzung, vor Schmerz, vor Prüfungen, vor anderen Menschen, vor einem Unfall, vor Krankheit, vor der Wahrheit, vor finanzieller Not, vor Hunden, vor Spinnen oder vor dem Fliegen. Die Angst hat viele Gesichter und zeigt sich im bunten Gewand.

Ganze Wirtschaftsbranchen profitieren teilweise vom Geschäft mit der Angst. Hierbei sind insbesondere die Versicherungsbranche oder die Pharma-Industrie zu nennen. Die meisten Verkaufsprofis wissen, dass Kaufentscheidungen oft aufgrund zweier emotionaler Pole getroffen werden: dem Verlangen nach Genuss und der Vermeidung von Leid, sei es kleines oder großes.

Viele Branchenexperten wissen, dass die Vermeidung von Leid der weitaus wirksamere Hebel von beiden ist, um einem Menschen etwas zu verkaufen. Aus diesem Grund malen einige Verkäufer oft Horrorszenarien vor dem inneren Auge des Interessenten, damit dieser sich schnell für das eigene Angebot entscheidet.

Im Buch “Psychologie der Massen” von Gustav Le Bon wird zudem ausführlich erläutert, wie das Mittel der Angst dazu genutzt werden kann, um die Massen zu lenken. Diese Schrift ist seit vielen Jahren zu einem Standardwerk für alle Menschen geworden, die Menschenmassen nach ihren Vorstellungen führen, formen und verführen wollen.

Mehr denn je sehen wache Geister wie auch auf weltpolitischer Ebene mit den Schraubzwingen der Angst gearbeitet wird. Gerade bei Pandemien, Krisen oder Kriegen ist die Angst für die herrschende Klasse ein gern gesehenes Mittel, um die öffentliche Meinung nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu formen.

Um sich aus den Klauen der Angst zu befreien, ist es wichtig zu verstehen, was Angst eigentlich ist und wie sie funktioniert. Die Gründe, warum es zum Wohl eines jeden Menschen ist, angstfrei zu sein, sollten hingegen so selbstverständlich sein, dass sie keiner weiteren Erklärung bedürfen. Ebenso ist davon auszugehen, dass der halbwegs vernunftbegabte Mensch weiß, dass es selten zu seinem Wohl ist, wenn er die Angst als Berater hat und sie die Grundlage für seine Worte und Taten bildet. Denn Angst kann schnell zu irrationalen Handlungen führen, wenn sie unkontrolliert bleibt.

Die Natur der Angst

Der Begriff der Angst kann aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden, die im Folgenden näher erläutert werden sollen.

Psychologische Perspektive

Angst wird in der Psychologie oft als Besorgtheit, Nervosität und innere Unruhe vor zukünftigen Ereignissen beschrieben. Angst ist ein qualvoller Gemütszustand in Erwartung einer Bedrohung. Sie bezieht sich jedoch auf keine wirkliche Gefahr und ist auf kein bestimmtes Objekt bezogen, wie es bei der Furcht der Fall ist.

Im Grunde ist daher jede Angst die Folge einer Bewertung. Nach Auffassung der Psychoanalyse steht die äußere Angst für eine innere: Die aus ungelösten inneren Konflikten hervorgehenden Ängste werden verdrängt und auf äußere Objekte projiziert.

Es gibt noch zahlreiche weitere Formen von Ängsten und Angststörungen, die jedoch nicht Inhalt dieses Vortrags sein sollen.

Sprachliche Perspektive

Laut dem deutschen Duden steht Angst für einen mit Beklemmung, Bedrückung und Erregung einhergehenden Gefühlszustand. Das lateinische Wort “angustus” bedeutet so viel wie “Enge”. Angst ist etymologisch betrachtet somit ein Gefühl der Enge. Oft sprechen Menschen in Angst auch von einem Zuschnüren der Kehle oder der Luft. Das Gefühl der Angst entsteht daher auch oft, wenn man sich eingeengt oder in die Enge getrieben fühlt.

Juristische Perspektive

Aus juristischer Sicht wird der Begriff der Angst in verschiedenen Kontexten betrachtet. In rechtlichen Diskussionen kann Angst als subjektiver Gemütszustand eines Individuums vor einer unmittelbaren oder potenziellen Bedrohung interpretiert werden. Dieser Zustand kann sich auf verschiedene Rechtsfragen beziehen, einschließlich der Beurteilung von Handlungen in Notsituationen oder der Frage der Zumutbarkeit in Vertragsverhandlungen.

Die Funktion der Angst

Angst wird in der Psychologie und in der Ansicht der Allgemeinheit als Warnsignal und Schutzreaktion vor potenziellen Gefahren betrachtet und damit in gewisser Weise legitimiert.

Mit der Angst ist es übrigens ähnlich wie mit dem Schmerz, denn wer kein Schmerzempfinden hat, entbehrt eines mitunter lebenswichtigen Signals, und wer nie Angst hat, kann früher oder später durch Unvorsichtigkeit Schaden nehmen. (…)

Angst ist aber auch eine Reaktion auf Gefahren, der Menschen das Überleben in der Evolution verdanken, denn fürchtete man sich vor einem Löwen, der plötzlich vor einem stand, lief man davon oder griff ihn an.

(Stangl, 2024)

Es muss in Frage gestellt werden, ob der Begriff der Angst grundsätzlich der passende ist und ob in vielen Fällen nicht eher die Vorsicht, der Respekt oder der Wunsch zur Erhaltung der eigenen Unversehrtheit die innere Haltung besser beschreiben würde. Denn oft greifen wir zum Begriff der Angst, obwohl es sich vielleicht um einen anderen Gemütszustand handelt. Doch das soll nur am Rande seine Erwähnung finden.

Es gibt nur zwei wirkliche Ängste

Jede Angst lässt sich in eine von zwei Rubriken einordnen: Die Angst vor dem Tod und die Angst vor Leid. Diese Einordnung macht es bei weitem einfacher, mit eigenen Ängsten und den Ängsten anderer umzugehen, denn damit verliert die Angst ihre künstliche Kompliziertheit und steht in ihrer Klarheit vor uns, um erkannt zu werden.

Die Angst vor Leid ist dabei die am häufigsten anzutreffende Angst, da den meisten Ängsten die Annahme zu Grunde liegt, Leid oder Schmerz zu erfahren. Mit der Angst vor dem Tod sehen sich hingegen die wenigsten Menschen unserer zivilisierten Welt konfrontiert.

Es gibt keine weitere Form der Angst, die sich nicht in eine der beiden Rubriken einordnen lässt, denn außer Leid und Tod gibt es auch nichts, das der Mensch fürchtet. Genau genommen müsste er nicht einmal den Tod fürchten, wenn er sich nur endlich davon überzeugen würde, dass das Leben mit dem Tod nicht endet. Die Beweislast ist hierfür eindeutig, wie ich in meinem Vortrag »Warum das Leben nach dem Tode weitergeht« ausführlich dargelegt habe.

Das wahre Gegenteil von Angst

Oft wird Mut als das Gegenteil von Angst betrachtet, doch die eigentliche Antwort liegt im Vertrauen. Vertrauen ist die Kraft, die der Angst entgegenwirkt. Denn wer vertraut, hat keine Angst. Angst und Vertrauen können nicht gleichzeitig existieren, sie schließen sich einander aus.

Das Gegenteil von Mut ist vielmehr die Feigheit. Ein Mensch voller Angst kann sich überwinden zur Tat zu schreiten. Ein Feigling wird dies niemals tun. Daher kann ein Mensch ängstlich und mutig zugleich sein, beispielsweise wenn er Angst hat vor einer Gruppe zu sprechen, jedoch den Mut aufbringt, es trotzdem zu tun. Hat der gleiche Mensch das nötige Vertrauen in sich, wird er hingegen keine Angst vor der Situation empfinden, da diese vom Vertrauen ersetzt wird. Dass er dennoch ein gewisses Gefühl der Aufregung spüren kann, ist natürlich, doch hat mit Angst wenig zu tun.

Ein Feigling hingegen, wird sich seiner Angst nicht stellen, da die Feigheit ihn daran hindert, seine Angst durch Mut zu überwinden. Hätte er hingegen Vertrauen in sich, hätte die Feigheit keinen Platz.

Überwindung von Ängsten durch Erfahrungen

Die Reaktionen auf Angst sind vielfältig – Flucht, Erstarren oder Angriff können aus ihr hervorgehen. Der Schlüssel zur Überwindung von Ängsten liegt in eigenen Erfahrungen. Kleine Schritte außerhalb der Komfortzone helfen, die Grenzen der Ängste zu verschieben und bewusst mit ihnen umzugehen. Umso häufiger ein Mensch die Erfahrung sammelt, dass seine Angst unberechtigt war und sich seine schlimmsten Annahmen nicht erfüllt haben, umso mehr kann er wiederum das nötige Vertrauen entwickeln.

Das ist kein Weg von heute auf morgen, sondern Vertrauen muss wieder entwickelt werden, also ausgewickelt von den umgebenen Ängsten. Es ist wie ein Lederschuh, der erst nach häufigem Einlaufen bequem wird und vorher noch an der einen oder anderen Stelle unangenehm drückte. Das Wissen, dass nur ungefähr 7% der erwarteten Ängste tatsächlich eintreten und sich 93% niemals erfüllen, haben die meisten Betroffenen logisch schon erfasst. Doch es fehlt Ihnen noch die tägliche Übung.

Es ist an der Zeit, die Natur der Angst zu durchschauen, ihre Illusionen zu entlarven und das Vertrauen in seine eigene Empfindungsfähigkeit zu stärken. Indem wir die Kraft der Ruhe nutzen und die Ängste bewusst angehen, können wir ein erfülltes Leben führen.

Angstvolle Menschen hat die Welt genug, sie sind der Menschheit nicht von Nutzen. Es braucht eine Welt mit Menschen voller Vertrauen, dem Vertrauen in andere, in ihre eigene Intuition und das Vertrauen in die gerechte göttliche Ordnung der Natur. Beginnen können wir doch zumindest mit etwas Mut.

Als Hörbeitrag auf Youtube

Verwendete Literatur

Stangl, W. (2024, 19. Januar). Angst. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/5056/angst

Lecturio Lexikon
https://www.lecturio.de/lexikon/angst

Im Lichte der Wahrheit – Gralsbotschaft
www.gral.de

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