Entschuldigung Vergebung Verzeihung

Die Unmöglichkeit der Selbstentschuldigung: Warum Vergebung ein Gegenüber braucht

Es gibt viele Arten, auf die wir „Entschuldigung“ sagen, meist wenn wir einem anderen ein großes oder kleines Leid zugefügt haben. Dabei bedenken wir jedoch nicht, dass wir uns nicht selbst entschuldigen können, denn das entspräche keiner Gerechtigkeit.

Wie oft sagen wir täglich Worte wie Entschuldigung, Verzeihung, Pardon, Es tut mir Leid, ich bedauere oder ich entschuldige mich. Damit wollen wir zum Ausdruck bringen, dass uns eine Sache unangenehm ist und wir uns von diesem unangenehmen Gefühl befreien möchten. Meist nehmen wir an, dass es mit dem Ausspruch dieser Worte getan ist.

Jedoch ist es nicht so einfach, da sonst jeder Mensch täglich neue Missetaten begehen könnte und sich nur selbst entschuldigen müsste, um von selbigen wieder reingewachsen zu wären. Diese Tatsache wäre sozusagen ein Freibrief für Bösartigkeit und würde nicht zu den vollkommenen und gerechten Schöpfungsgesetzen passen, denen alles unterliegt.

Wenn wir von Ent-schuld-igungen sprechen, beinhaltet schon der Begriff, dass es eine Schuld geben muss. Gäbe es keine Schild, bräuchte es keine Ent-Schuld-igung. Beginnen wir daher zuerst mit der Betrachtung des Begriffes Schuld, um zu verstehen, über was wir eigentlich sprechen.

Die Schuld wird getragen von einem Schuldner, der jemanden anderen etwas schuldet, ihm gegenüber also zu etwas verpflichtet ist. Aus dem Geld- & Rechtsverkehr kennen wir diese Begriffe und wissen sofort, was damit gemeint ist. Doch ein Schuldner kann seinem Gläubiger nicht nur Geld schulden, sondern auch Leistungen, Worte oder Taten. Der Begriff leitet sich vom althochdeutschen sculd ab und bedeutet Verpflichtung, Vergehen, Missetat, Buße, Verdienst oder Ursache.

Es gibt keinen Unterschied ob eines Menschen Leistung in Anspruch genommen wurde und damit eine Schuld entsteht, oder ob jemandem das Wohlbefinden genommen wird, in dem er innerlichen oder äußerlichen Schaden trägt und daraus eine Schuld entsteht. Die Sache ist immer gleich, es gibt den Gläubiger und den Schuldner, ob bei Geld, Beleidigungen, tätlichen Angriffen oder aus versehentlichen Vorkommnissen.

In finanzieller Sicht kann sich ein Mensch nur entschuldigen, wenn er seine Schuld begleicht. Er kann die Auflösung der Schuld also nicht nur mit sich selbst ausmachen, sondern braucht die Annahme des Schuldbegleichnisses seines Gegenübers, damit die Schuld getilgt ist und er schuldfrei ist. Warum sollte es also in anderen Situationen anders sein? Niemand kann die Unze Gold, die er einem Menschen schuldet einfach auf die Straße legen und damit meinen, die Schuld sei beglichen.

Verletzten wir einen Menschen durch ein unbedachtes Wort, dann braucht es ebenso auch die Annahme der Entschuldigung durch das Gegenüber, damit die Schuld beglichen werden kann. Es liegt also in der Natur der Sache, dass ein Mensch nicht sagen kann „Ich entschuldige mich.“, sondern es kann nur heißen „Ich bitte um Entschuldigung.“ oder „Bitte entschuldigen Sie mich.“

Nun liegt es am Gegenüber die Entschuldigung anzunehmen oder nicht. Der Gläubiger kann auf seine Empfindung hören, ob die Bitte um Entschuldigung tatsächlich aufrichtig gemeint ist oder nur so daher gesagt. Falls der Schuldner die Entschuldigung nur aus Höflichkeit oder Angst vor den Konsequenzen ausspricht, hat der Gläubiger die Möglichkeit sein Gegenüber so lange nicht zu entschuldigen, bis er wahre Reue zeigt.

Gewiss geht es keinesfalls darum, dass der Gläubiger seinem Schuldner gegenüber Macht und Willkür walten lässt, um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Damit würde auch er sich Schuld auferlegen. Vielmehr geht es darum, dass der Schuldner etwas aus seinem Verhalten lernt. Fehler unterlaufen jedem Menschen, doch die einen lernen daraus und die anderen begehen die gleichen Fehler immer wieder erneut. Letzteren ist wohl mehr geholfen, wenn sie aus Ihren Fehlern lernen.

Ist die Bitte um Entschuldigung oder Verzeihung ernst gemeint und kommt von Herzen, dann sollte der Gläubiger seinen Schuldner auch von dieser Last befreien. Denn jede Schuld bedeutet eine Last, die auf den Schultern des Schuldners ruht.
So heißt es schon im Vaterunser

„… Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. …“

Es geht aus diesen Worten ganz klar hervor, dass wir Menschen angehalten werden, den Schuldigern zu vergeben. Es wird damit also deutlich, dass es in unserer Macht liegt, einem anderen die Schuld zu vergeben. Doch immer nur die Schuld, die uns selbst widerfahren ist. Es wäre wirkungslos, wenn eine unbeteiligte Person versucht, einem anderen die Schuld für etwas zu vergeben, das beide nicht betrifft.

Ebenso deutlich geht aus den Zeilen des Vater unser hervor, dass wir dem anderen vergeben sollen, auch wenn dieser nicht um Entschuldigung gebeten hat. Denn es heißt „wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ und nicht „wie auch wir vergeben unsern Schuldigern, wenn sie um Entschuldigung bitten.“

Doch entsteht daraus kein Widerspruch zum zuvor Genannten? Wenn wir anderen vergeben sollen, obwohl sie nicht um Entschuldigung bitten, macht es dann die Bitte um die Entschuldigung nicht überflüssig? Keinesfalls, denn nach dem Schöpfungsgesetz der Wechselwirkung muss der Verursacher seine Schuld auf irgend eine Art und Weise büßen. Sei es Reue oder eine Situation, die ihn in Zukunft noch ereilen wird und die ihm zum Lernen hilft.

Bittet der Schuldner also nicht um Vergebung, dann wird ihn die gerechte Wechselwirkung des Schicksals irgendwann auf ein e andere Art und Weise treffen, damit er aus seinen Missetaten lernen kann. Es gibt dabei keine Willkür und böse Absicht, sondern vollkommende Gerechtigkeit im Willen des Schöpfers, der die Naturgesetze zu unserem Nutzen schuf.

Vergeben wir dem Schuldner seine Schuld hingegen, sei es auf Grund seiner Bitte oder ohne dieser, dann zeigen wir damit Barmherzigkeit. Wir lösen damit die Schuld von diesem Menschen und wenn dieser innerlich Reue empfindet und sich zum Guten gewandelt hat, wird ihn die Ablösung durch das Schicksal in abgeschwächter Form und vielleicht auch nur symbolisch erreichen. Auch das ist Gerechtigkeit, denn es ist nicht immer möglich, den Gläubiger von Angesicht zu Angesicht um Entschuldigung zu bitten. Es könnte ein fremder Mensch sein, dessen Aufenthaltsort wir nicht kennen oder gar ein Verstorbener.

Die innerlich wahrhaftig empfundene Reue über die eigene Tat und die daraus neue geistige Haltung ist also das beste Schutzschild für einen Menschen, vor zukünftigen Wechselwirkungen. Damit wird die echte Reue in gewisser Weise auch zu einer Entschuldigung. Jedoch nur dann, wenn sie wahrhaftig empfunden wird und nicht, weil ein Mensch aus Angst vor der Auswirkung handelt. Gottes gerechte Gesetze lassen sich nicht von List, Tücke und Vorteilsbedacht aushebeln.

Jeder Mensch, der zukünftig wieder in eine Situation kommt, in der er einem anderen Menschen gegenüber in eine Schuld tritt, sei es aus Versehen oder beabsichtigt, ist demnach gut beraten, wenn er sein Verhalten reflektiert, wahre Reue empfindet und aufrichtig und aus tiefstem Herzen sein Gegenüber um Entschuldigung, Verzeihung oder Vergebung bittet.

Diese Tat ist nicht nur zum Eigenschutze zukünftiger Schicksalsschläge gut, sondern zeigt vor allem auch menschliche Reife und geistige Größe. Wenn der Adressat der Entschuldigung jedoch nicht mehr erreichbar ist, dann hilft es genau so gut, in einem tief empfundenen Gebet die Bitte um Entschuldigung aus dem Inneren an den Adressaten zu schicken. Die intelligenten und selbstwirkenden Gesetze werden ihr übriges dazu beitragen, den richtigen Empfänger zu erreichen.

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